Darum müsste die Silberkugel rausfliegen

Kürzlich sind wir auf die im Dezember 2017 geänderte Trinkwasserverordnung gestoßen.  Dort wird Silber nicht mehr in der Liste der zugelassenen Aufbereitungsstoffe geführt. Wir waren verunsichert und haben selbst recherchiert.

Silber und Silberverbindungen werden bereits seit einiger Zeit zur Frischwasserkonservierung (unter anderem bei Wassertanks in Wohnmobilen) eingesetzt. Auch wir haben eine Silberionen-Kugel im Tank platziert. Wirkung und gesundheitliche Bedenken werden jedoch kontrovers diskutiert.

Die Fakten

Im Dezember 2009 veröffentlicht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Stellungnahme zur Zulassung von Silber und einigen Silbersalzen zur Konservierung von Trinkwasser (ab Seite 7). Darin sieht es keine gesundheitlichen Bedenken beim Einsatz von Silbersalzen zur Trinkwasserkonservierung. In diese Bewertung bezieht das BfR zum einen ein Worst-Case-Szenario (70 Jahre alte Person trinkt 2 Liter Wasser mit max. zulässiger Silberkonzentration) und zum anderen mögliche mikrobiologische Gefahren bei einem Verbot ein. Gleichzeitig räumt das BfR ein, dass eine Re-Evaluierung mit allen verfügbaren Daten und publizierter Literatur notwendig wäre.

In der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung wird Silber (bis zur 18. Änderung / Oktober 2015) im Teil 1a Nr. 54 geführt:

  • Stoffname: Silber, Silberchlorid
  • Verwendungszweck: Konservierung des gespeicherten Wassers in Wasserversorgungsanlagen nach § 2 Nr. 2 Buchstabe c und d TrinkwV 2023 nur bei nicht-systematischem Gebrauch im Ausnahmefall
    (Anm.: Wohnmobile fallen unter §2 Nr. 2 d)
    (Anm.2: In diesem Blogbeitrag ist eine Interpretation von „nicht systematisch“ und „Ausnahmefall“ zu finden.)
  • Zulässige Zugabe: 0,1 mg/L Ag
  • Höchstkonzentration nach Abschluss der Aufbereitung: 0,08 mg/L Ag
  • Bemerkung: Für die Dauer der Zulässigkeit der Anwendung von Silberprodukten gelten die Bestimmungen des Chemikalienrechtes (Biozidverordnung).

Erste Erkenntnis: Unsere Silberkugel von Dr. Keddo liegt mit einer Silberionenkonzentration von < 0,01 mg/l weit unter der zulässigen Höchstkonzentration.

Im Dezember 2017 wird die Deutsche Trinkwasserverordnung novelliert. Silber wird ab dieser Änderung nicht mehr geführt: Aktuelle Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäss § 11 der Trinkwasserverordnung (21. Änderung / Dezember 2019).

Eine Begründung, eine neue Einschätzung des BfR oder Studien, die die Gefährdung durch Silber als Aufbereitungsstoff belegen, suchen wir vergeblich.

Einzig die Hersteller von Silberprodukten zur Trinkwasserkonservierung reagieren mit einer Pressemitteilung. Sie verweisen auf die Stellungnahme vom Bundesinstitut für Risikobewertung von 2009 und darauf, dass eine private Nutzung von Silberpräparaten juristisch weiterhin gestattet ist.

Ob diese Pressemitteilung gesundheitliche Bedenken ausräumen soll oder lediglich wirtschaftliche Beweggründe hat, kann jeder für sich beurteilen.

Unsere Interpretation

Wir sind für uns zu dem Schluss gekommen, dass die „Silber-Problematik“ nur auf einen Bruchteil der Wohnmobilreisenden zutrifft:

  • Jeder, der sein Wohnmobil kurzzeitig am Wochenende und für den Urlaub nutzt, braucht sich keine Gedanken bei der Trinkwasserkonservierung mit Silber bzw. Silberionen machen. Auch wenn das Wasser aus dem Tank getrunken wird, wird es nicht über einen längeren Zeitraum genutzt und fällt damit unter den in der alten Trinkwasserverordnung beschriebenen Ausnahmefall.
  • Auch für Langzeitreisende, die das Wasser aus dem Tank NICHT konsumieren, ist die Trinkwasserverordnung und damit auch die Diskussion über Silber bzw. Silberionen zur Trinkwasserkonservierung hinfällig.
  • Langzeitreisende dagegen, die das Wasser aus dem Tank trinken, fallen – genau wie wir – in die oben beschriebene Kontroverse.

Auch wenn unsere Silberkugel nur 1/8 der früher zulässigen Höchstkonzentration abgibt, würden wir nach dem Grundsatz „je weniger Zusätze im Trinkwasser desto besser“ auf sie verzichten. Zumal bei unserem regelmäßigem Wasserverbrauch und dem Nachfüllen alle 3-4 Tage wahrscheinlich ohnehin keine Konservierung notwendig wäre. Es gibt Hinweise in Foren für Ziegenhaltung, dass lichtgeschützt, isoliert und in geschlossenen Behältern gelagertes Wasser ca. 6-10 Wochen genießbar sein soll. Ausprobiert haben wir es nicht und leider haben wir auch keine belastbaren Studien zu diesem Thema gefunden.

Unser Dilemma

Wir hätten die Kugel also schon längst rausgeschmissen. Allerdings versteckt sie sich extrem gut im Tank. Die ersten beiden Anläufe sie zu finden, waren erfolglos. Beim dritten Mal haben wir sie zumindest gesichtet, aber nicht herausfischen können.

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